In Österreich nimmt die Kinderarmut zu, die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren ist in Österreich mit 15,4% höher als die der Gesamtbevölkerung (13%).(1) Geldarmut in Familien ist vor allem im fehlenden Zugang zu einer existenzsichernden Erwerbstätigkeit und niedrigen Löhnen begründet. Je mehr Mitglieder der Familie des Haushaltes erwerbstätig sind, desto geringer ist das Armutsrisiko für Familien und damit auch für Kinder. Besonders von Armut bedroht sind nach wie vor Ein-Eltern-Haushalte, die zu rd. 30% armutsgefährdet sind.
In der Steiermark sind 157.000 Menschen armutsgefährdet, rd. 57.000 von ihnen leben in manifester Armut.(2) In Graz beziehen ca. 4.440 Familien die Bedarfsorientierte Mindestsicherung, davon sind knapp die Hälfte Alleinerziehende.
Was bedeuten diese Zahlen aber konkret? 28% der Kinder und Jugendlichen bis zum 17. Lebensjahr leben in Haushalten, die keine unerwartete Ausgaben über 950 € tätigen können. Mehr als jedes vierte Kind lebt in einem Haushalt, der es sich nicht leisten kann, Urlaub zu machen und mehr als jedes zehnte Kind lebt in einer Familie, die nicht einmal Freunde oder Verwandte zu sich nach Hause einladen kann.(3)
Einen direkten Zusammenhang gibt es auch zur gesundheitlichen Situation, Kinder, die in Armut aufwachsen, sind häufiger krank. Armut bedingt weiters den Ausschluss von sozialen Netzwerken und Angeboten, wie beispielsweise die Teilnahme an Schulausflügen oder kulturellen Angeboten. Armut in der Kindheit birgt aber auch ein hohes Risiko, arm zu bleiben. Kinder aus armutsgefährdeten Familien sind wesentlich seltener in höheren Schulen vertreten, schließen weniger oft Berufsausbildungen ab und landen später häufiger in schlecht bezahlten Jobs oder in der Arbeitslosigkeit.
Eine Entspannung der Situation ist nicht in Sicht. Zwar sind die Preissteigerungsraten momentan niedrig, was jedoch vor allem auf die sinkenden Kraftstoffpreise zurückzuführen ist. Die Wohnungskosten steigen hingegen erheblich an, insbesondere in Städten wie Graz. Die Einführung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung war eigentlich dazu gedacht, eine Harmonisierung des Sozialhilfewesens in Österreich sicherzustellen und für alle Menschen in Österreich die gleichen Bedingungen zur Existenzsicherung zu schaffen. Dieses Ziel wurde leider insbesondere bei den Kindern nicht erreicht. Der Unterstützungsbetrag für Kinder ist bundesweit sehr unterschiedlich bemessen. Nimmt man die Steiermark mit ihren € 154,66 14 Mal jährlich pro Kind so findet sich unser Bundesland in der unteren Hälfte der Tabelle wieder. Hier die Vergleichswerte der einzelnen Bundesländer: Monatlich jährlich Wien € 219,78 12x € 2.637,36 Oberösterreich € 204,30 12x € 2.451,60 Tirol € 201,46 12x € 2.417,52 Salzburg € 170,94 14x € 2.393,16 Niederösterreich € 187,22 12x € 2.246,64 Steiermark € 154,66 14x € 2.165,24 Vorarlberg € 177,90 12x € 2.134,80 Burgenland € 156,00 12x € 1.872,00 Kärnten € 146,52 12x € 1.758,24
1 Kinderarmut in Österreich (Volkshilfe 2013) 2 Armut und Lebensbedingungen in der Steiermark 2012 (Land Steiermark) 3 Kinderarmut in Österreich (Volkshilfe 2013)
Kinderarmut stellt eine Herausforderung dar, die die Stadt Graz alleine nicht bewältigen kann, die jedoch für uns oberste Priorität haben muss. Daher stelle ich namens des Grünen Gemeinderatsklubs folgenden
Dringlichen Antrag
Die zuständige Sozialstadträtin Dr.in Martina Schröck wird vom Gemeinderat beauftragt, zu einem Runden Tisch einzuladen, an dem die zuständigen Stellen des Landes Steiermark, des Grazer Sozialamtes, VertreterInnen der Gemeinderatsklubs sowie ExpertInnen - insbesondere der Volkshilfe, der Caritas und der Armutskonferenz - teilnehmen sollen. Bei diesem Runden Tisch sollen die Möglichkeiten der Bekämpfung von Kinderarmut und hier insbesondere die Erhöhung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung für Kinder auf € 220 pro Monat bzw. 2.640 € pro Jahr diskutiert und geprüft werden.
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